Leer – Es war ein stimmungsvoller, trauriger, gleichzeitig heiterer und immer aufregender Abend unter dem Titel „Zeitzeichen – 200 Jahre Stadt Leer und die SPD“ – in der Vinothek „Leev“ in der Leeraner Brunnenstraße, die bis auf den letzten Platz besetzt war. Die SPD-Initiative „Moin Kultur“ und der SPD-Chor „Rote Töne“ spannten einen musikalischen und literarischen Bogen über 200 Jahre Leeraner Stadtgeschichte – vom Leid der Weber, der Not der Handwerksgesellen und der entstehenden Industriearbeiterschaft über die Gründung der SPD, den Krieg, die Weimarer Republik und die Nazi-Diktatur bis zur Nachkriegszeit.
Die Zeitzeichen beschäftigten sich besonders mit den bewegenden Lebensläufen der Sozialdemokraten Wilhelmine Siefkes, Hermann Tempel und Louis Thelemann, die die SPD und das Leben in der Stadt Leer in der Weimarer Republik und nach der Unterdrückung während der Nazi-Diktatur in der Nachkriegszeit stark beeinflussten. Hermann Tempel war nach dem Krieg nicht mehr dabei – er war 1944 an den Folgen der Misshandlungen durch die Nationalsozialisten gestorben.
Es war die fünfte Veranstaltung der Initiative „Moin Kultur“. Das Team mit Andrea Rohe, Anke Schlingmann, Beate Stammwitz, Claudia Lax, Frauke Maschmeyer-Pühl, Heiner Schröder, Markus Rohe, Uta Schröder wurde bei der Zeitzeichen-Veranstaltung von Remmer Hein unterstützt, der aus seinem Buch über Hermann Tempel las. Der Landtagsabgeordnete Nico Bloem, Bürgermeister Claus-Peter Horst und sein Stellvertreter Jochen Kruse hatten die Veranstaltung in der Reihe „200 Jahre Stadtrechte Leer“ mit Grußworten und ihrem Besuch gewürdigt. Eine kleine Sehenswürdigkeit hing an dem Abend im Fenster der Vinothek: die Originalfahne der Ortsgruppe Loga des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold – der Truppe, die bis zum letzten Tag auch im Landkreis Leer die Demokratie der Weimarer Republik verteidigt hatte. „Auch eine Mahnung, dass wir unsere Demokratie gegen jeden verteidigen werden, der sie angreift“, meinte das „Moin-Kultur“-Team.
Der Chor „Rote Töne“ sang zehn Lieder, die das Leben in den 200 Jahren aus der Sicht der kleinen Leute erklingen ließen. Es kam an: Das Publikum forderte eine Zugabe. Bei „Sieben Tage lang“ sangen – wie schon bei einigen Liedern zuvor – alle mit.