Rede: Wertschöpfung und Wertschätzung – Landwirtschaft im Wandel unterstützen

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Anrede,

Wertschöpfung und Wertschätzung – Landwirtschaft im Wandel unterstützen, eine fast philosophische Überschrift. Das Thema polarisiert, das Thema ist vielschichtig, dass Thema braucht den Blick aus unterschiedlichsten Perspektiven.

Da ist die Verbraucherin, die sich auf einmal dafür interessiert, wie kommt mein Schnitzel eigentlich auf meinen Teller? Wo ist das Schwein geboren? Wie ist es aufgewachsen? Wie ist es geschlachtet und verarbeitet worden?

Da ist der Freizeitgärtner, der großen Wert darauflegt, dass da keine „Wildkräuter“ im gepflegten Garten auftauchen.

Da ist die „Fridays for Future“ Anhängerin, die exakt vorrechnet, wie der Co2 Abdruck eines Nutztiers ist.

Da ist die Umweltaktivistin, die für mehr Artenvielfalt auf die Straße geht.

Da ist die Landwirtin, die 24/7 auf ihrem Hof wirtschaftet, in der Regel mit der gesamten Familie. Die führt ihren Familienbetrieb, muss rechnen, kalkulieren. Ihren Tieren soll es gut gehen. Sie hat Ansprüche, ihren Acker gut und nachhaltig zu bestellen

Ich könnte beliebig weiter machen, die Veredler, die Verarbeiter, der Einzelhandel: alle – Jeder und Jede – du und ich, sind Teil dieses Systems, dieses Wandels.

Jede Zeit braucht ihre Antworten. Wie lauten die für unser Bundesland, wo die Landwirtschaft nach der Automobilindustrie der zweitgrößte produzierende Wirtschaftszweig ist? Wir sind Agrarland Nummer 1. Landwirtschaftliche Betriebe gehören in Niedersachsen zum Kernbereich der mittelständisch geprägten Wirtschaft. Direkt oder indirekt hängen so viele Arbeitsplätze von ihr ab wie in keinem anderen Bundesland.

Wir erleben gerade, wie zerbrechlich unser System der Lebensmittelversorgung ist. Die Afrikanische Schweinepest, die Corona-Pandemie, Extremwetterlagen, um einige Herausforderungen zu nennen.

Da sind die gesellschaftlichen und umweltpolitischen Anforderungen an die Agrar- und Ernährungswirtschaft. Da ist der Anspruch der Landwirtin, dass sie und ihre Familie von ihrer Arbeit leben können müssen Da ist die Verbraucherin, die den Anspruch hat, dass Lebensmittel bezahlbar bleiben müssen.

Wir brauchen funktionierende Instrumente, die dafür sorgen, dass unsere Lebensmittelproduzenten abgesichert sind und durch ihre Arbeit auch ihren Lebensunterhalt verdienen können. Immer mehr für immer weniger ist kein zukunftssicheres Konzept. Wir müssen hier eine Balance finden.

Dabei wollen wir keinen Ersatz unserer unter weltweit vergleichbar hohen Standards erzeugten Lebensmittel durch Importe.

Im Gegenteil, wir wollen mehr Regionalität, regionale und dezentrale Strukturen, wie wir sie unter anderem beim Thema Weideschlachtung oder der Direktvermarktung bereits diskutieren.

Strategien gegen unlautere Handelspraktiken konsequent umsetzen, Preisbeobachtung, ein starkes und verbindliches Lieferkettengesetz, verbindliche Standards für Tierwohl, Herkunftsnachweis, um einige der aktuellen Schlagwörter zu skizzieren.

Ernährungs- und Verbraucherbildung ist ein wichtiges Thema, ein zentraler Baustein des Systems im Wandel.

Niedrigpreise reizen in schreienden Werbe-Kampagnen, das verklärt schnell den Blick und kann dafür verantwortlich sein, dass bei uns, als Verbraucher, nicht selten, der Preis vor der Qualität steht. Hier müssen wir für ein Umdenken sorgen. Natürlich geht das nicht sofort, aber wir erkennen, dass sich das Bewusstsein dafür bei Verbraucherinnen und Verbrauchern ändert und wir können und sollten diesen Wandel unterstützen und fördern.

Eine Umstellung der Agrarförderung diskutieren wir ebenso schon seit einiger Zeit. Hier ist und bleibt die Forderung „öffentliche Gelder für öffentliche Leistungen

Mit dem Borchert-Papier kommen konkrete Handlungsvorschläge. Das kann ein Wegweiser für weitere Schritte sein. Auch die Chancen und Möglichkeiten, die die Digitalisierung für die Landwirtschaft bietet, müssen ausgelotet und weiterentwickelt werden.

Wir haben eine große Herausforderung vor uns, um die Lebensmittelerzeugung in unserem Land zukunftsfest zu machen. Aber was sage ich: wir kennen unsere Möglichkeiten, wir kennen die Baustellen – jetzt bedarf es der Lösungen.

Um es mit Heraklit zu sagen: Nichts ist so beständig, wie der Wandel.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.