Wem gehört die Heimat?

Der Niedersächsische Heimatbund trifft sich in jedem Jahr zu seinem Niedersachsen-Tag, das ist schon seit 99 Jahren der Fall. Aber in diesem Jahr ist das in einem besonderen Umfeld geschehen, denn der Begriff Heimat hat derzeit richtig Konjunktur.

Heimat-Ministerien, wie das zuletzt auf der Bundesebene unter Horst Seehofer entstandene, sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Die politische Rechte hat die Heimat als politischen Kampf-Begriff entdeckt und unversehens wird Heimat vor allem zur Abgrenzung gegenüber anderen Menschen und Kulturen genutzt. Und die politische Linke? Die meidet dieses Wort, wo sie nur kann, weil sie den Begriff Heimat im rechten Lager verortet.

Beides ist völlig daneben, wenn es um die Sache selbst geht. Heimat ist erst einmal nicht rechts und nicht links, sondern ein menschliches Grundbedürfnis. Eine Umgebung mit Menschen, die wir kennen und denen wir vertrauen, wünschen wir uns doch wohl alle. Das gilt umso mehr in Zeiten grundlegender Veränderungen, wie wir sie derzeit erleben. Wenn Globalisierung und Digitalisierung mit ungeheurem Druck unseren Alltag verändern, dann wächst der Wunsch nach Überschaubarkeit und Sicherheit.

Mit Abgrenzung und Ausgrenzung hat das erst einmal überhaupt nichts zu tun. In einem Land wie Niedersachsen zeigt fast jede Familiengeschichte, wie immer wieder Zuwanderung Spuren hinterlassen hat. Und wir alle können mittlerweile in unserer Heimat abends wahlweise italienisch, griechisch oder sonst international essen gehen, wenn wir mögen.

Darum geht es also: Eine weltoffene Heimat zu pflegen, die offen ist und sich nicht dumpf abgrenzt. Und auch darum, ein persönliches Grundbedürfnis nicht instrumentalisieren zu lassen. Anders ausgedrückt: Ich lasse mir meine Heimat nicht von den Rechten bestimmen.

Übrigens: Es war mir eine große Freude, dass der Niedersächsische Heimatbund seine Arbeit genau in diesem Sinne versteht. Und vielleicht hat die AfD hier auch nur deshalb weit unterdurchschnittliche Ergebnisse, weil viele Menschen in Niedersachsen so denken.

Ich wünsche Euch eine gute Woche.