
Darüber freute sich nicht nur der Kandidat, sondern auch Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments, der an die Ems gekommen war, um den Delegierten die Wahl seines „Freundes Matthias“ ausdrücklich zu empfehlen, der als Vorsitzender des wichtigen Umweltausschusses gute Arbeit in Europa leiste.
Die europäische Ebene scheine weit weg und abgehoben zu sein, sagte Schulz, der Spitzenkandidat der SPD zur Europawahl ist. Viele Menschen zweifelten an Europa. Das liege auch daran, dass eine sehr gute Idee im Alltagsgeschäft zur Europäischen Verwaltung verkommen sei. „Viele glauben nun, dass die Verwaltung die europäische Idee ist“, sagte Schulz. Sollte er Kommissionspräsident werden, müssten EU-Mitarbeiter künftig vor allem darüber nachdenken, „was sie nicht regeln müssen, weil es in den Ländern, Kreisen und Kommunen besser gemacht wird“. Allerdings müsse auch klar sein, dass Energiewende, Steuerflucht oder organisierte Kriminalität zu den Themen gehörten, die auf EU-Ebene eher zu lösen seien. Es sei Blödsinn, das Aufstellen von Olivenölkännchen in Restaurants zu regeln. „Wir brauchen die EU zur Bekämpfung der Steuerflucht, damit nicht die kleinen Leute alles bezahlen müssen“, forderte Schulz. „Wir müssen aufhören, alles regulieren oder deregulieren zu wollen und uns in Europa auf die großen Herausforderungen konzentrieren.“
Zuvor hatte Matthias Groote in seiner Nominierungsrede vor „politischen Rattenfängern und Scharlatanen“ wie der französischen Rechtspopulistin Marie Le Pen oder dem Niederländer Geert Wilders gewarnt, die Europafeindlichkeit schürten. Die Wahl werde deshalb kein Selbstgänger. „Ich brenne für die europäische Idee“, sagte der Ostfriese und nannte Beispiele für die gute Kooperation zwischen Ländern, die gerade im deutsch-niederländischen Grenzgebiet zur Region Weser-Ems deutlich werde. „Wir müssen aber aufpassen“, sagte er mit Blick auf das Thema Arbeit. Bei den Entsenderichtlinien sei „einiges aus dem Ruder gelaufen. „Das muss geändert werden“, forderte er.
Zu Beginn der Konferenz hatte Bezirksvorsitzende Johanne Modder den Kandidaten als „unseren Mann für Europa“ bezeichnet. Er habe es verdient, „mit einem sehr guten Votum ausgestattet“ zu werden. Andrea Kötter vom gastgebenden Unterbezirk Emsland wies in ihrem Grußwort darauf hin, dass Deutschland nicht nur in die EU-Kassen einzahle, sondern auch profitiere. Dafür gebe es auch im Nordwesten viele gute Beispiele.
Neben Matthias Groote nominierten die Delegierten Dr. Jens Albers (Oldenburg) und Georg Berenzen (Emsland) als weitere Weser-Ems-Kandidaten. Ersatzkandidaten (Huckepack-Kandidaten) sind Tiemo Wölken (Osnabrück), Dr. Alexander Wandscher (Oldenburg) und Sophia Ulferts-Dirksen (Aurich).